Guter Trauzeuge gleich guter Trauredner?

Jetzt mal ehrlich. Ihr möchtet ein paar Euros sparen und findet, dass es doch ganz nett wäre, wenn Euer guter Freund oder Trauzeuge Eure Freie Trauung hält. Oder?
Seid Euch bitte dabei bewusst, dass die Rolle des Hochzeitsredners bei Eurer Trauung eine ganz wichtige ist.
Der Freie Redner trägt enorm dazu bei, dass der „schönste Tag in Eurem Leben“ seinem Namen gerecht wird.

„Joaaa, wir haben uns jetzt dafür entschieden, dass unser Trauzeuge das macht, der kann ja schließlich auch gut reden“. 

Einige Paare entscheiden sich bei ihrer Freien Trauung dafür, ihren Trauzeugen zum Zeremonienmeister zu verdonnern.
Sie denken sich: Ein guter Trauzeuge muss ja auch gleichzeitig ein guter Trauredner sein. Ganz einfach.
Er oder sie soll also die Freie Trauung leiten und eine Hochzeitsrede halten, die berührt und Spaß macht. Es ist ja nicht so, dass die Jobbezeichnung eines Trauzeugen nicht ohnehin schon voll gefüllt ist, nein: Jetzt darf er oder sie auch noch die Verantwortung übernehmen, dass die Freie Trauzeremonie der emotionale Höhepunkt der Hochzeit wird. Soweit die Theorie.

„Der macht das gerne! Der kann auch ganz gut reden! Und: Der kostet uns außerdem ja nix!“

Wenn Ihr also vor der Frage steht: Soll ich meinen Trauzeugen fragen, ob er unsere Trauung hält? – lest bitte diesen Text zuerst!
Klar, Eure Trauzeugen sind Eure Freunde. Sie kennen Euch so gut wie kaum ein anderer auf Eurer Hochzeit.
Ja, Ihr habt sowohl einzeln und auch als Paar schon einiges mit Euren Trauzeugen durchgemacht.
Kurz: Kaum einer anderen Person vertraut Ihr mehr als Euren Trauzeugen. Und das ist auch gut so!

Euer Freund oder Trauzeuge kann gut reden, kommt sympathisch rüber, ist witzig, spontan und humorvoll. Alles schön und gut!

Ist er das auch, wenn er vor 100 Hochzeitsgästen sprechen muss? Kann er eine Rede schreiben (und vor allem halten!), die emotional, lustig, lebendig ist und Euch gleichermaßen gerecht wird?

Trauzeugen als Trauredner? Seid nicht so unfair!

Bedenkt dabei bitte, dass Ihr dem Trauzeugen dadurch nicht bloß noch mehr Verantwortung und Last aufbürdet, als er oder sie sowieso schon hatte in der Vorbereitung Eurer Hochzeit. Nein, Ihr beraubt Euren Trauzeugen, also der Person, der Ihr so vertraut wie kaum jemand anderem, der Möglichkeit, Eurer Hochzeit einfach ganz entspannt als Gast beizuwohnen.

Unter Anspannung und unter einem zu starken emotionalem Involvement neigen viele dazu, nervös zu sein (und dadurch unsympathisch zu wirken).
Somit kann die Idee, einen Freund oder Trauzeugen zum Trauredner zu bestimmen, ganz schnell nach hinten losgehen.

Ein neues Buch von Thomas Sünder ist mir vor ein paar Tagen in die Finger gefallen. Es ist wirklich großartig geschrieben und beschäftigt sich auch mit den Aufgaben eines Trauzeugen. Was wird also von einem Trauzeugen überhaupt erwartet? Das sollten Brautpaar und Trauzeuge unbedingt im Vorfeld genau abklären. Denn daran hapert es häufig und am Ende sind beide Seiten enttäuscht. Wenn ein Trauzeuge in einer weit entfernten Stadt wohnt oder gerade anderweitig sehr eingespannt ist (weil er gerade an seiner Doktorarbeit schreibt oder ein Kind bekommen hat), sollte er die Grenzen seiner Mitarbeit aufzeigen. Auf die Aufgaben des Trauzeugen werde ich sicherlich in einem meiner kommenden Blog-Posts auch genauer eingehen.
In jedem Fall sollten sich Brautpaar und Trauzeugen darüber bewusst sein, dass Trauzeugen, die die Zeremonie halten, nicht immer ein gutes Mittel sind.

Deshalb auch mein Tipp: Bürdet Euren Freunden oder Trauzeugen nicht zuviel auf!

Welche weiteren Fettnäpfchen einen bei der Hochzeitsvorbereitung erwarten, beschreibt Thomas Sünder in seinem neuen Buch „Wer hat eigentlich die Ringe? Tipps vom Profi für alle Trauzeugen“. Ihr könnt es Euch hier bestellen.

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